Photo Pius Werlen 

Die Antoniuskapelle
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Die Antoniuskapelle auf dem lärchenbewachsenen Hügel am Eingang zum Münstigertal verbindet sich mit der Landschaft zu einer Einheit. Sie erscheint nach den Worten des Kunsthistorikers Walter Ruppen „als Inbegriff einer Walliser Barockkapelle“. Sie ist das heute noch sichtbare Zeichen zweier mächtiger Wellen der Antoniusverehrung im 17. und 18. Jahrhundert.

Der heilige Antonius von Padua galt als Helfer gegen Unfruchtbarkeit. Als der Landeshauptmann und Neffe des grossen Stockalpers, Peter von Riedmatten, beim Tode seiner zweiten Frau als 47jähriger noch immer kinderlos war, versprach er , eine Kapelle zu bauen. So entstand in den Jahren 1679/1683 auf dem Bielhügel eine Kapelle. Das leitete die erste Welle der Antonius-Begeisterung ein. Schon kurz nach dem Kapellenbau wurde der Namenstag des Antonius, der 13. Juni, zu einem Feiertag. Das ist auch heute noch so.

Die zweite Welle der Antoniusverehrung wurde um 1750 durch Pfarrer Johann Georg Garin Ritz eingeleitet. Nirgends in der Welt, ausser in Padua. wurde Antonius mehr verehrt als in Münster. Die Leute pilgerten von weit her, unter anderem auch aus dem heute italienischen Pomatt.

Um dem Ansturm zu genügen, musste die Kapelle erweitert werden. Das notwendige Geld brachte der eifrige Pfarrer dadurch zusammen, dass er selber ein Theaterstück mit dem Titel „Der heilige Antonius von Padua“ verfasste. Das Manuskript wird heute im Pfarreimuseum aufbewahrt. Mit dem Freilichtspiel –es dauerte einen ganzen Tag lang!- erreichte der Pfarrer zwei Ziele auf einmal: Die Belehrung des Volkes und das Geld zur Vergrösserung des Kapellenschiffes. Die Aufführung wurde zu einem riesigen Erfolg. Grosszüge Spenden ergänzten die Einnahmen. Bereits kurz nach 1770 konnte mit dem Umbau begonnen werden. Das neue Schiff bot nun Platz für zwei Seitenaltäre.

Auf dem Kappellengewölbe finden wir 12 Szenen aus dem Leben des heiligen Antonius. Sie stimmen genau mit den Szenen des Spiels überein: 1.“Tod“, 2.“Irrthum“, 3.“Elend“, 4.“Teiffel“, 5.“Eisenband“, 6.“Das Meer“, 7.“Die Krancke“, 8.“Aussatz“, 9.“Die glider“ 10.“VerLohrnes gut“ 11.“Grosse gefahr“, 12.“Die Noth vergeht“. Wie beliebt und hilfreich der Heilige damals gewesen sein muss, ist auch anhand der zahlreichen Exvotos messbar. Insgesamt gibt es aus der Zeit von 1683-1914 über 70 Tafeln. Im Chor der Kapelle befinden sich heute deren 30, die restlichen können im Pfarreimuseum besichtigt werden.

Aufnahmen der Szenen und einige Exvotos zeigen wir Ihnen hier. Klicken Sie auf ein Bild, wird es vergrössert angezeigt. Falls Sie dann ein Bild nicht vollständig sehen, bitte am rechten Bildrand den Schiebebalken nach unten ziehen.

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Der heilige Antonius und der Teufel

Dass der heilige Antonius aber auch die Aufgabe hatte, das Dorf Münster vor dem Teufel und das heisst nach damaliger Auffassung auch vor Hochwasser und Steinlawinen aus dem Münstigertal zu schützen, veranschaulicht die Sage vom Teufelsstein eindrücklich.

Irgendeinmal –vermutlich in der Barockzeit- hatte es der Teufel satt, dass die Gommer und vor allem die Münstiger so viele Kirchen, Kapellen und Gebetsstöcke bauten. Das ging ihm entschieden zu weit. Seiner Meinung nach wurde auch viel zuviel gebetet, und er machte sich Sorgen um seinen Arbeitsplatz. Dem wollte er entgegenwirken.  Darum beschloss er eines Tages, ein Exempel zu statuieren und Münster zu zerstören.

Um seiner Sache ganz sicher zu sein, bat er seine Grossmutter, ihm dabei zu helfen. Er liess im Münstigertal ein fürchterliches Gewitter niedergehen.

Durch das Hochwasser löste sich unterhalb des Gletschers eine riesige Steinlawine, die sich wütend auf das Dorf  zu bewegte. Zuvorderst schob der Teufel selber einen gewaltigen Stein vor sich her. Seine Grossmutter half ihm dabei, indem sie mit einem Seil den Stein talauswärts zog.

Aus "Das Goms und die Gomser" von
F.G. Stebler.

Schon war das Zweiergespann dicht am Dorfe, da eilte der heilige Antonius aus der Kapelle heraus, um mit seinem Kreuz die Gefahr abzuwenden. Die Grossmutter rief dem Teufel zu „Stoos, Tiifel, stoss!, ds Toni löift scho ums Chapelti um!“. Der Teufel schaute hinauf und sah, dass der heilige Antonius gerade im Begriff war, das Hochwasser zu segnen. Allein der Gedanke, bis zum Hals im geweihten Wasser zu stehen, versetzte den Teufel in Angst und Schrecken! Er flüchtete zurück ins Tal und die Steinlawine kam zum stehen.

Auf diese Weise hat der heilige Antonius das Dorf Münster gerettet. Auf dem Weg vom Dorf in das Münstigertal kann man auf der gegenüberliegenden Seite der Antoniuskapelle heute noch einen grossen Stein sehen. Er wird immer noch der „Teufelsstein“ genannt, und an der oberen Seite gegen das Tal hin kann man zwei faustgrosse Vertiefungen erkennen: Die Faustabdrücke des Teufels.

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